3.2.2001
Das Aussehen und das etwas andere Verhalten, die andere Bewegungsart der Grundeln
hat mich schon seit längerem interessiert. Bei allen Nachforschungen über
eine für meine Beckenverhältnisse geeigneten Art, die mich aber auch vom
Aussehen her ansprach, mußte ich immer das Wörtchen "Salzzusatz"
unter den Haltungsbedingungen lesen. Mit Brackwasserbecken wollte ich mich aber
zunächst mal noch nicht beschäftigen.
Gestern nun habe ich eine Grundel gefunden, die kein Salz in ihrem Wasser zu brauchen
scheint, die australische Wüstengrundel. Ein Weibchen sei noch da, meinte der
Händler und ich nahm sie gleich mit und setzte sie erstmal provisorisch in
ein kleines Becken mit feinstem Sandboden und einem Bündel Cabomba.
Ich werde in den nächsten Tagen ein Männchen suchen und dann die Grundeln
näher beschreiben...
7.2.
Es war ganz einfach ein Männchen zu finden, es hat die gleiche Körpergröße
wie das Weibchen, ist aber ein ganzes Stück bunter.
Diese Grundeln sind geradezu prädestiniert in den Beschreibungen
vermenschlicht zu werden. Alleine schon das Maul mit seinen hängenden Mundwinkeln
und der ständig geöffneten Maulspalte erinnert an einen mürrischen
oder empörten menschlichen Gesichtsausdruck. Die Bewegungen dieser Grundeln
weichen auch sehr von den durchschnittlichen Fischbewegungen in Aquarien ab - die
Wüstengrundeln haben keine Schwimmblase und sind daher mehr oder weniger Bauchrutscher
mit durchgedrücktem Rückgrat.
Das soll nicht heißen, daß die Grundel
nicht zur Oberfläche "schwimmen" kann - es sieht nur etwas ungelenk
aus. Manchmal sitzt sie aber unmittelbar unter der Wasseroberfläche oder kuckt
sogar aus dem Wasser. Das kann sie natürlich nur, wenn sie eine Sitzgelegenheit
in dieser Höhe hat, bei mir sitzt sie dann auf einem Büschel Cabomba.
Auch anders als andere Fische reagiert sie angesichts einer Störung oder irgendeines
sonstigen unerwarteten Vorfalls: Sie dreht sich mit einem Ruck in die Richtung des
Ereignisses. Andere Fische schwimmen neugierig in eine solche Richtung oder flüchten,
die Grundel macht nur diese ruckartige Bewegung auf der Stelle. Wenn dann z.B. weiße
Mückenlarven von oben in das Becken kommen, dann hüpft sie bald hinter
den näherkommenden Mückenlarven hinterher und schnappt nach ihnen. Dabei
schlängelt sie sich auch ruckartig nach oben, dem Futter entgegen.
Und das alles aber immer mit diesem empörten Blick! :-)
Mückenlarven werden gerne genommen, Enchyträen (von denen ich dachte,
daß sie leichter zu kriegen seien) sind nicht so beliebt, sie waren erst nach
zwei Tagen verschwunden. Ich habe gelesen, daß die Wüstengrundel unbedingt
pflanzliche Bestandteile in ihrer Nahrung braucht. Das werde ich morgen mal mit
einer Spinatgabe probieren.
Spinat wird (wie könnte es anders sein) von beiden Grundeln mißmutig
beäugt und dann probeweise gleich mal zerzupft. Sie fressen ihn. Auch Futtertabletten
werden gierig angeknabbert.
Er balzt inzwischen ziemlich um sie herum.
13.2.
Sie haben abgelaicht!
Ein kleines Bambusröhrchen, ca. 5 cm lang und drei/vier cm im Durchmesser hat
gereicht. Das "Dach" dieser Höhle ist mit vielen weißen Eiern
beklebt, um die er sich abwechselnd mit seinen Balzereiausflügen kümmert.
Die Eier haben eine andere Form als die mir bisher bekannten Fischeier, sie sind
nicht rund, sondern sie sehen aus, wie die kerzenförmigen Glühlampen,
die man manchmal sieht.
Ich habe gleich einen Film verknipst und bin schon
sehr gespannt...
16.2.
Das Weibchen ist aus mir unerfindlichen Gründen gestorben.
18.2.
Die Eier zeigen eine veränderte Form und man kann schon die pigmentierten Augen
der Larven erkennen. Die Eier hängen jetzt mit einem dünnen Stiel an der
Innenwand des Bambusrohres. Das Männchen fächelt immer wieder und erreicht
damit, daß die Eier hin und her schwingen.
22.2.
Die ersten sind geschlüpft und zuppen gelegentlich durch das Wasser. Futteraufnahme
ist noch nicht zu erkennen.
24.2.
Eine merkwürdige Fischbrut: Auf dem hellen Sandboden ist eigentlich nichts
zu erkennen (außer bei genauem Hinsehen ein paar reflektierende Augen).
Ich habe Artemien-Nauplien oben ins Wasser geschüttet. Die Artemien sinken
langsam in Richtung Sandboden und siehe da - als die Artemien den Sand fast erreicht
haben hüpfen an allen Ecken und Enden kleine Winzlingsgrundeln schnappend in
die Höhe (Höhe bedeutet hier 6-8 mm), um Futter zu fangen. Sie fressen
also und inzwischen habe ich auch gesehen, daß es gar nicht mal so wenige
Grundeln sind.
15.04.2001
Nach sieben Wochen sind die zwei überlebenden Grundeln schon stramme Kerlchen
geworden. Beide haben einen dunklen Fleck in der Rückenflosse. Es sind vermutlich
zwei Männchen.
22.04.
Sie gehören zu den gefräßigsten Fischen, die ich jemals hatte! Man
muß sie nur mal beobachten, wenn irgendwelches Lebenfutter ins Wasser kommt
- trotz fehlender Schwimmblase hoppsen sie allem was sich bewegt und nicht größer
ist als sie selber hinterher.
7.5.2001
Die zwei Kleingrundeln sind jetzt zehn Wochen alt. Sie sind wohlgenährt und
haben heute - ich traute meinen Augen kaum - den ersten Versuch unternommen, sich
fortzupflanzen. Offensichtlich habe ich durch Zufall ein Paar großgezogen.
Ich habe bei den halbwüchsigen Grundeln noch nicht erwartet, daß sie
geschlechtsreif sein könnten, zumal die einschlägige Literatur vom Eintritt
der Geschlechtsreife nach sieben bis acht Monaten spricht (Rolf Meyer in: Lexikon
Süßwasser Aquarienfische, S. 91) aber seis drum......
Nun war keine geeignete Höhle in dem kleinen Becken, aber die Grundeln haben
sich anderweitig geholfen - sie laichten an der Unterseite eines der zwei Heizungshalter
wie auf nachfolgendem Bild von mir skizziert.
8.5.
Bei genauem Hinsehen kann ich jetzt auch erkennen, daß sich die Rückenflosse
des Männchens schwarz mit farbigen Rändern färbt.
18.5.
Die Laichtraube hat nicht gehalten oder die Grundeln wußten noch nicht, wie
man sie pflegt. Heute haben sie eine neue, größere Laichtraube und einem
Bogen einer Wurzel abgelegt, obwohl ich diesmal eine Laichröhre im Becken hatte.
Mein Fazit:
05.01.2024
Als ich wieder mal ein paar in einem Zoogeschäft gesehen hatte, war ich gleich wieder von ihnen begeistert, und habe ein Paar gekauft.