Jetzt Leliella sp. "rot"


Alle Fotos: K. Dreymann

Ursprüngliche
Herkunft:
Ungeklärt
evtl. Züchtung
aus Hemiloricaria lanceolata
pH
7
LW
600 - 800 µ/S
Temperatur
26° - 28° C
Sonstiges
Sandboden, Röhren

Jetzt - Jahre nachdem ich den folgenden Bericht geschrieben habe, ist mir klar, dass sich meine Roten Männchen bevorzugt mit den Braunen Weibchen gepaart haben und ich deshalb Hybriden zwischen beiden Arten - wobei die Artzugehörigkeit der Roten Hexenwelse immer noch unklar ist - großgezogen habe. Seit ich dieses weiß habe ich keine davon mehr weitergegeben und ich bedauere, dass man kaum noch reine Rote Hexenwelse im Handel findet.
Ich nehme an, dass es anderen Aquarianer/innen ähnlich gegangen ist und sie unwissend Hybriden in Umlauf gebracht haben, was man aus Sicht einer verantwortungsvollen Aquaristik nicht tun sollte!
Der folgende Bericht ist deshalb unter diesen aktuellen Gesichtspunkten zu lesen - die Fotos sind demzufolge auch alle von Hybriden.
Bei meinen Suchereien in den verschiedenen Zoogeschäften fand ich auch immer vereinzelte Hexenwelse, die offensichtlich zu anderen Arten gehörten - rote und braune z.B.
Zwei kleine rote und ein kleines braunes Exemplar habe ich mir schon frühzeitig mitgenommen; sie saßen vereinzelt in den Aquarien und waren praktisch geschenkt zu haben.
Sie lebten in meinem großen Südamerikabecken und waren ab und an mal zu sehen, tauchten aber ansonsten unter und fielen nicht weiter auf.
29.7.2000
Inzwischen sind sie aber herangewachsen und wohlgenährt. Ich habe sie umgesetzt in ein Hexenwels und Farlowellabecken im Keller. Zwischenzeitlich hatte ich einen Zuchtbericht über Hemiloricaria sp. RED gelesen und fing an, mich selber dafür zu interessieren. Nach diesem Bericht war es wohl ein ganzes Stück schwieriger, die Brut am Leben zu halten. Also wollte auch mal die Zucht wagen. Bei meinen zwei roten ist das Geschlecht noch nicht zu erkennen, dazu sind sie wohl doch noch zu klein - andere rote sind hier in Berlin seit langem nicht zu kriegen gewesen, also warten.
Ich habe jetzt mal zwei sehr schmale Bambusröhren in das Becken getan und siehe da - alle roten und die Farlowellas interessieren sich sehr dafür, die Farlowellas aber nur für das Abraspeln der Außenseite, die roten machen auch schon mal in den Röhren herum.
Ich habe ja immer wieder gelesen, dass Brutröhren meistens dann sehr gerne angenommen werden, wenn der betreffende Fisch gerade noch so hinein passt, Also werde ich mich - obwohl die Zucht mit Hemiloricaria sp. immer in sehr breiten Bambus- oder auch PVC-Röhren geklappt hat - etwas mehr mit sehr engen Röhren beschäftigen. Zwei der sehr engen Röhren wurden übrigens auch sofort von den H. sp. in ihrem Becken angenommen!


Das Männchen putzt die Brutröhre während das Weibchen oben wartet.

2.8.2000
In einem kleinen Zooladen habe ich drei halbwüchsige rote Hexenwelse gesehen und sofort gekauft. Mindestens einer von ihnen und einer von den zwei alten sind. Sie nehmen die neuen, engen Bambusröhren an und raspeln auch ziemlich oft an der "Schwimmwurzel".

16.9.2000
Zufällig entdecke ich in einer sehr engen, schwimmenden Bambusröhre eine Bewegung und finde dann beim genaueren Hinsehen mit der Taschenlampe ein braunes Hexenwelsmännchen mit einer kleinen Laichtraube! Es sind ca. 6 - 8 Eier, Farbe beige.

17.9.
Die Eier sind nicht mehr da - "Er" putzt aber immer noch die Röhre!

10.10.
Ich habe noch ein paar Bambusröhren in das Becken getan - mehrere davon sind jetzt besetzt.
Es sitzen aber immer braun und braun, und rot und rot zusammen in einer Röhre. Befürchtungen, daß es sich bei beiden nur um Farbvarianten einer Art handeln könnte, kann ich anhand der Brutpflegeaktivitäten bisher noch nicht bestätigen.

19.10.
Da die braunen Hexenwelse abgelaicht haben und Ingo Seidel mir mitteilte, daß die braunen Hexenwelse praktisch immer Rineloricaria lanceolata (mit div. Farbvarianten) sind, setze ich die Seite mit braunen Hexenwelsen separat fort.

20.11.
Gestern habe ich zwei (rote?) Hexenwelse in einer der kleinen Röhren zugange gesehen - heute sitzt "er" auf einer weißen Laichtraube!
Mal sehn, ob das Brutpflegen diesmal klappt!

25.11.
Die Laichtraube zeigt Veränderungen - anders als beim ersten Mal - ich finde, daß die Eier dunkler geworden sind und daß man schon eine gewisse Struktur im Inneren erkennen kann.

28.11.
Ich habe die Bambusröhre mit Laich und Männchen sicherheitshalber in ein kleines Zuchtbecken umgesetzt.

1.12.
Die erste Larve ist geschlüpft, sie ist 9 mm lang im Gegensatz zu den olivfarbenen Hexenwelsen, die bei Geburt 11 mm lang sind.
2.12.
Über Nacht ist der Rest geschlüpft, mindestens 50.

Beim Zurücksetzen des Männchens in sein "Heimatbecken" gab es sofort einen heftigen Kommentkampf mit einem Konkurrenten um das Besetzen einer Bambusröhre. Dabei schlagen sich beide mit den seitlich auf den Kiemendeckeln sitzenden Stacheln und verhaken sich dabei manchmal, was dann wieder ein noch heftigeres Hin- und Hergezurre ergibt, bis sie sich wieder befreit haben und erneut aufeinander losschlagen können.

Dabei habe ich endlich mitgekriegt, dass dieser Kommentkampf um ein hochträchtiges BRAUNES (!) Hexenwelsweibchen ging - der Sieger hat dann mit ihr eine große Laichtraube in der umkämpften Röhre produziert und sitzt seitdem drauf.

Hier pflanzt sich also braun mit rot erfolgreich fort, ob die F1 fruchtbar ist wird sich noch zeigen.

Nach höchstens zwei Wochen waren alle Larven verschwunden!

Dann kam die nächste Brut vom roten Hexenwels und ich wollte diesmal damit auf Nummer sicher gehen: sie kamen in ein Extrabecken ohne Bodengrund mit Mikroporenschaumstoff auf dem Ansaugstutzen des Aussenfilters - nach zwei Wochen waren alle Welse verschwunden und die Untersuchung des Filters ergab keine besonderen Aufschlüsse.

Über das Verschwinden der Brut des Roten Hexenwelses auf o.g. Art hat mich inzwischen noch ein anderer Züchter unterrichtet - auch er kann sich dieses Phänomen nicht erklären.

Es wäre schön, wenn mich jemand, der dieses Problem kennt, oder sogar erklären kann, benachrichtigt. >>>

Inzwischen ist die dritte Brut geschlüpft und ich kümmere mich diesmal besonders um sie.
Sie befinden sich zusammen mit etwas älteren Hemiloricaria sp. oliv in einem kleinen Zuchtbecken 30x25x25. Da ich inzwischen gehört habe, daß diese roten Hexenwelse als Brut oftmals regelrecht verhungern, habe ich folgende Vorkehrungen getroffen:
Der Wasserstand beträgt nur 5 cm, damit sich die Larven auf jeden Fall mitten in einer Menge Artemienlarven befinden können. Die Brut ist nicht pigmentiert (bis auf die Augen) und ich weiß nicht, ob sie Artemien-Nauplien fressen, oder nicht. Immer wenn es neues Futter gibt, schießen sie ziemlich schnell durch das Becken und zwar in einem bestimmten Winkel mit der Schnauze zur Bodenscheibe geneigt - in etwa wie man das von Scherenschnäbeln sehen kann, wenn sie mit dem Unterschnabel durchs Wasser pflügen auf der Jagd nach Fischen.

Sie bewegen sich dabei so schnell, daß ich nicht erkennen kann, ob sie fressen. Immerhin meine ich mit Hilfe einer starken Lupe gesehen zu haben, daß sie teilweise dicke Bäuche haben.
Zur Sicherheit brösele ich noch eine JBL NOVO Fect-Tablette in das Wasser, falls sie anfangs weniger tierische, dafür aber mehr pflanzliche Nahrung brauchen sollten.

Immerhin halte ich sie jetzt schon zwei Wochen am Leben. Der kritische Moment müßte dann ja bald kommen.

Es sind letztendlich doch kaum rote Hexenwelse übriggeblieben und ich weiß nicht warum.

12.2.2001
Neue Laichtraube in einer Bambusröhre mit Männchen. Ich habe jetzt noch zusätzlich Sand in das Zuchtbecken gegeben - feinen, hellen Sand - ich hatte das Gefühl, daß der blanke Glasboden des Beckens viel zu schnell Keime enthält, bzw. entwickelt, auf die die geschlüpften Larven sehr empfinglich reagieren.
Ich probiere die nächste Aufzucht also mit Sandboden und häufigerer Spirulina-Staub-Nahrung zusätzlich zu den Artemiennauplien.

25.2.
Die Laichtraube ist wieder gefressen worden, aber von der ersten Generation haben doch 5 oder 6 rotbraune Welse überlebt. Sie wachsen langsamer als die Hemiloricaria spec. oliv.

Es sind 10 rote Hexenwelse vom letzten Aufzuchtversuch "groß" geworden, d.h. inzwischen bis zu 8 cm.

27.3.
Neue Laichtraube in einer Röhre. Das Männchen fächelt ordnungsgemäß. Hoffentlich wird das Gelege nicht wieder gefressen.
Doch, es wird :-(

Halbwüchsige Hemiloricaria spec. RED

8.7.2001
Zwei der Nachwuchsgeneration F1 sind zusammen in einer Plastikröhre am Putzen. Sie sind jetzt 7 Monate und eine Woche alt.

18.11.
(Ich hatte am 16.11. einen Makropoden, um ihn von einem dominanten anderen zu trennen, zu den Farlowellas gesetzt)
Ich bin entsetzt! Bei den Farlowellas und mehreren Hexenwelsen sind die verlängerten Flossenfilamente der Schwanzflossen abgefressen, bei einer Farlowella sogar bis in die Schwanzwurzel hinein! Das kann eigentlich nur dieser Makropode gewesen sein - ich setze ihn sofort in ein kleines Extrabecken. Hoffentlich wachsen die Flossenfäden wieder nach, bei der einen Farlowella, die jetzt eine weiß ausgefranste Schwanzwurzel hat, bin ich aber skeptisch, obwohl sie sich normal verhält.
Ich habe bis heute noch nichts davon gelesen oder gehört, daß Makropoden sowas können resp. tun.

10.10.2002
In einem gründurchsichtigen EHEIM-Filterrohr sehe ich wieder mal ein Männchen auf einer Traube Eier herumlutschen - ich setze ihn mit der Röhre in ein kleines Aufzuchtbecken um.

Stunden danach ist er immer noch nicht wieder in der Röhre, sondern klebt an einer Seitenscheibe. Ich hoffe, er fängt doch noch an, seine Brutpflege fortzuführen.
19.10.
Zwanzig Larven sind geschlüpft (er hat sich nach einem halben Tag doch wieder in seine Brutröhre begeben und dieser Zeitraum unbetreuten Daseins schadet den Eiern offenbar nicht).
20.10.
Ich habe die Larven in einen Messbecher umgesetzt - das Schlupfaquarium ist wohl doch zu groß, um die Brut ausreichend ernähren zu können.
27.10.
Nach neun Tagen scheinen sie Nahrung zu suchen und ich füttere - inzwischen wieder im kleinen Schlupfbecken - mit Paprika edelsüß, Spirulinaflocken, TK-Spinat, Cyclops-EEZE, Welstabs und Artemia-Nauplien, die ein paar Tropfen Leinöl in ihrem Schlupfwasser hatten.
Der Boden ist dünn mit Sand und Mulm bedeckt. Die Resteverwertung übernehmen Turmdeckelschnecken und Apfelschnecken. Von Zeit zu Zeit schalte ich eine Strömungspumpe dazu, die alles wieder aufwirbelt, um es den Larven erneut zuzuspülen. Alle zwanzig scheinen noch da zu sein.
4.11.
Alle 21 (ich habe noch einen weiteren entdeckt) sind wohlgenährt, keine Ausfälle, und sie sind schon kräftig gewachsen. Das Prinzip "soviel füttern, dass die Larven im Futter stehen" scheint zu funktionieren. Wichtig dabei ist wohl auch ein differenziertes Angebot unterschiedlichster Nahrung, wobei ich im Moment nicht sagen kann, welches angebotene Futter sie bevorzugt annehmen.
7.11.
Die Larven sind jetzt drei Wochen alt, wohlgenährt und alle noch am Leben.
24.11.
Es sind insgesamt 23 Exemplare. Ich habe sie heute umgesetzt in ein etwas größeres Becken mit zersetztem Laub und viel Wurzelgestrüpp.
LW 1100 µS, pH 7,5, 26 °C, NO2 und NO3 = 0. Diese Aufzuchtmethode mit den diversen Futtersorten hat aber gut funktioniert - für Artemia-Nauplien haben sie sich aber offenbar überhaupt nicht interessiert.
1.12.
In einer weiteren Röhre waren wieder viele Eier - mehr als sonst. Ich habe das Männchen mit der Röhre wieder in das nun bewährte Zuchtbecken gesetzt.
8.12.
Es sind diesmal ungefähr hundert (!) Larven geschlüpft!
27.12.
Nach über zwei Wochen leben noch alle- es sind einige unpigmentierte darunter, die auch in der körperlichen Entwicklung etwas zurückbleiben. Der erstere "Wurf" ist jetzt über zwei Monate alt. Alle 23 sind wohlauf, 3-4 cm lang und sie fressen ständig aufgetauten Tiefkühlspinat (sie wohnen praktisch darin!).

8.2.
Eine neue Laichtraube mit Männchen darüber in durchsichtiger Plastikröhre - das scheint sich inzwischen gut einzupendeln.
10.2.
Ich setze das Röhrchen mit komplettem Inhalt um in mein winziges Schreibtischaquarium, damit ich diesmal die Laichpflegeaktivitäten besser beobchzen kann. Das Männchen zeigt sich dadurch nicht im Mindesten irritiert und putzt den Laich weiter.
16.2.
Die erste Larve ist geschlüpft.
21.2.
Alle Larven sind freigeschwommen, ich setze das Männchen wieder zurück in sein Becken. Die Larven sitzen alle irgendwo im Becken verteilt.
22.2.
Alle Larven hängen dicht unter der Wasseroberfläche. Ich installiere einen Durchströmer und stelle bald fest, dass nach kurzer Zeit alle Larven die Wasseroberfläche verlassen haben und wieder irgendwo im Becken verteilt hängen. Ein paar von ihnen hängen im Strom der Luftblasen.
Ich füttere inzwischen mit einem gestrichenen Teelöffel Cyclop-eeze pro Tag.

Nachtrag:

Die meisten "Roten" Hexenwelse, die ich inzwischen gesehen habe, waren Hybriden zwischen den Roten Hexenwelsen und den Braunen Hexenwelsen (Hemiloricaria lanceolata). Die roten Männchen paaren sich offenbar sehr gerne mit den braunen Weibchen, was dann folgende Hybriden ergibt:

26.11.2006
Vier Jahre später also habe ich - wohl reinrassige - Rote Hexenwelse von einem Züchter (Kurt Mack) gekauft. Es sind zehn halbwüchsige Exemplare, die mir einen neuen Stamm ohne Hybridisierung aufbauen sollen.

Klaus Dreymann

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