Nachdem wir hier in Berlin eine Hitzewelle gehabt hatten und mir leider drei Chaetostoma-Welse wegen der zu hohen Wassertemperaturen eingegangen sind, mußte ich unbedingt den vierten von ihnen retten und mir ein Bachaquarium im Keller einrichten - im Keller, in dem ich mit Leichtigkeit 20° C im Hochsommer halten kann.
Mein Aquarium-Dealer hatte zufällig ein wenig gebrauchtes Becken mit den Maßen 100 x 35 x 35 auf Lager und gab es mir für 60,-. Starke Strömung sollte in dem Becken herrschen - endlich mal das richtige "Biotop" für die Farlowellas und eben die Chaetostomas, die ja lt. Literatur hauptsächlich in schnellfließenden, sauerstoffreichen Gebirgsbächen Nordwest-Südamerikas vorkommen.
Starke Filterrücklaufströmung von links nach rechts und eine Strömungspumpe, die auch von links nach rechts pumpt und nur Flußkiesel auf dem Grund war erstmal meine Vorstellung. Ob ich da Pflanzen halten kann und wenn ja, welche, muß ich noch klären. Eine Wurzel für das Raspeln der Welse mußte natürlich auch noch in's Becken.
Inzwischen habe ich den letzten Chaetostoma wuchereri und eine Farlowella acus reingesetzt, die sich offenbar gut zurechtfinden - der Chaetostoma "surft" manchmal richtig in der Strömung, während er sich mit seinem breiten Maul auf einem Flußkiesel festgesaugt hat.
Ich versuche jetzt auch Pflanzen in der Strömung (etwas abseits davon) zu halten und habe deshalbe eine Riesenvallisnerie (Vallisneria gigantea) in einen Topf gepflanzt, den ich mit Flußkieseln beschwert und kaschiert habe. Drei Wurzeln sind für die Welse drin und auf einer Wurzel sitzen zwei Javafarne (Microsorum pteropus). An der Wasseroberfläche werden mehrere Froschbißinseln (Limnobium laevigatum) hin und her geströmt.
26.7.99
Ich habe noch vier teils große Farlowellas, einen Chaetostoma sp. und eine etwas zerrupfte Hemiloricaria ? bekommen und in das Bachbecken gesetzt. Offenbar ist die Futtersituation hier entscheidend besser für die Farlowellas, als im großen Gesellschaftsbecken. Sie sind jedenfalls wohlgenährt. Übrigens ist ein sehr großes Männchen dabei (erkennbar an den Borsten links und rechts am Rostrum). Ein Weibchen mit relativ dickem Bauch läßt hoffen =:-).......
Aber ich will erstmal für vier Wochen verreisen und mir aus dem Schottischen Hochland einen Kofferraum voller Flußkiesel und Moorkienhölzer mitbringen - hoffentlich bringt die Urlaubspflege die Fische gut über die Runden!

29.8.99
Katastrophe - ich hatte eine große Kartoffel im Becken gelassen, die sich nach zwei Wochen offenbar aufgelöst hat und das Wasser verschmutzt hat. Ein Anruf aus dem Urlaub bei meinem Urlaubspfleger ergab: Schaum auf der Wasseroberfläche und das Wasser sieht aus wie Milch. Nach meinem Rat hat er dann Wasserwechsel gemacht und die Kartoffelreste so gut es ging beseitigt - ebenso die große Grünalge, in der sich vieles von den Kartoffelresten festgesetzt hatte. Soweit er als Laie das beurteilen konnte, ginge es den Fischen aber gut.......
Leider mußte ich dann feststellen, dass die beiden Chaetostoma diese Katastrophe nicht überlebt hatten. Klar - es ist mein Fehler gewesen - in allen anderen Becken kommt eine Kartoffel nicht zur Verwesung, weil genug Welse und vor allem Schnecken für ihre Vernichtung sorgen - in dem neuen Bachbecken fehlten aber die Schnecken!
Die Farlowellas sind aber wohlauf - nach Auskunft meiner Urlaubsvertretung haben sie öfter an der Wasseroberfläche nach Luft geschnappt. Die Chaetostoma sind offenbar viel stärker von sauberem, sauerstoffreichem Wasser abhängig, obwohl man von den Farlowellas überall ähnliches lesen kann.
Die zerrupfte einsame Hemiloricaria hat sich in der ganzen Zeit sichtlich erholt und ich habe noch zwei weitere, einzeln gehaltene Hemiloricarias aus zwei Zoohandlungen günstig bekommen und mit in das Bachbecken gesetzt. Außerdem habe ich eine andere Strömungspumpe installiert, die die dreifache Leistung bringt (1500 l/h) - von links nach rechts werden jetzt starke Strömungen geschickt - rechts hinten liegt ein HT-Rohr für die Hexenwelse. Und gleich am nächsten Tag, nachdem ich die zwei weiteren Hexen gekauft hatte, waren zwei von ihnen im HT-Rohr am putzen!

Sicherheitshalber habe ich inzwischen drei Filtersysteme am und im Bachbecken installiert, die alle auch von links nach rechts strömen (die Strömungspumpe hat dabei auch Filterfunktion). Die Pflanzen haben sich soweit gut gehalten und sind sogar etwas gewachsen.......

16.9.1999
Sechs Hemiloricarias sind jetzt im Bachbecken und ich denke, daß ich demnächst auch die restlichen drei aus dem Amazonasbecken runtersetzen werde - gerade die, die ja bisher abgelaicht hatten, gehören nun zu denim Keller.
Das großehabe ich jetzt endlich erwischt und umgesetzt - 7 Hemiloricarias sind jetzt zusammen, auch die zweimalige Laichproduzentin.......=:-)

Durch die Abdeckung mit den zwei Leuchtstoffröhren entwickelt sich leider auch Wärme über dem Wasser, was bedeutet, daß die Temperatur im Bachbecken auf 26 ° C ansteigt. Das wollte ich gerade nicht. Ich installiere einen kleinen CPU-Lüfter an der Stirnseite der Abdeckung und erreiche damit, daß die Temperatur auf 23 ° C sinkt. Das werde ich mal mit drei Lüftern gleichzeitig probieren, mal seh'n, wieweit die Temperatur herunterzudrücken ist.
Drei Lüfter bedeuten auch drei Grad Celsius - gut zu wissen.......

6.10.1999 Nachdem ein paar Wildfänge aus Südamerika eingetroffen sind habe ich nunmehr neun Farlowellas aus vermutlich drei Arten, zehn Hexenwelse aus vermutlich drei Arten und einen Chaetostoma sp. im Bachbecken.
Eine Strömungspumpe 1500 l/h strömt permanent durch zwei Bambusrohre und eine HT-Röhre und eine 1000 l/h strömt noch zusätzlich von links nach rechts...
Skizze:

17.10.1999
Ich will jetzt auch im Bachbecken den Kies gegen feinsten Sand austauschen, nachdem ich gute Erfahrungen im Bratpfannenwels-Becken damit gemacht habe. Alle Bewohner des Bachbeckens kommen mit Durchlüfter in einen großen Eimer und der Kies wird gegen Sand ausgetauscht. Das Problem mit den Schwebeteilchen könnte durch die ziemlich starke Strömung auftreten - ich hoffe, daß Schwebepartikel nicht immer schweben und irgendwann in einer ruhigen Ecke absinken.
Nach dem Zurücksetzen der Welse bemerke ich ziemlich bald, daß eine Rineloricaria den Sand ständig durchkaut - es hat ihnen vielleicht gefehlt und es gehört zu ihrem Normalverhalten......

19.10.1999
Die Schwebepartikel sind deutlich weniger geworden - im Bratpfannenwels-Aquarium hatte ich ja schon einen Wasserwechsel früher Sand statt Kies genommen, und dort ist nach dem zweiten Wasserwechsel das Wasser klar!
Die drei Fischarten im Bachbecken verhalten sich anders als vorher - zumindest die Hexenwelse liegen im Sand herum und kauen ihn teilweise durch - der Chaetostoma macht einen lebhafteren Eindruck.

Januar 2000

Das Bachbecken gehört jetzt nur noch den Chaetostoma - 7 Exemplare aus zwei verschiedenen Arten. Nachdem ich zusätzlich zum Diffuser am Filtereinlaufrohr eine 500 er Strömungspumpe mit einem Diffuser bestückt habe, sind Strömung und Sauerstoffgehalt offenbar ideal für die Welse, jedenfalls benehmen sie sich nach meinen Vorstellungen wesentlich natürlicher - sie flitzen schnell hin und her und verfolgen sich untereinander, ohne ernsthafte Auseinandersetzungen.
Die Wassertemperatur schwankt zwischen 21 und 22 Grad Celsius, die Strömung ist ziemlich stark, der Bodengrund besteht aus sehr feinem Sand mit Flusskieseln, die Ernährung besteht hauptsächlich aus Welstabletten. Die Oberfläche des Wassers ist fast geschlossen durch Entengrütze (Wasserlinse, Lemna minor) und Riccia.

Klaus Dreymann